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Knossos – Zentrum der minoischen Hochkultur auf Kreta

Knossos ist ein historisch bedeutsamer Ort südlich der kretischen Hauptstadt Iraklio. Vor 4.000 Jahren war die Stadt ein Zentrum der minoischen Hochkultur, die älteste bekannte auf dem europäischen Kontinent.

Knossos zählt zu den kulturellen Attraktionen auf der Insel Kreta. Bei Ausgrabungen wurden die Reste zahlreicher Gebäude, darunter des einst prunkvollen Palastes von Knossos freigelegt. Erstmalig erhielten Forscher einen Einblick in das minoische Leben im 2. Jahrtausend v. Chr. Die eindrucksvolle Palastruine mit ihren 800 Räumen und die rekonstruierten Teilbereiche vermitteln ein anschauliches Bild vom Leben in der minoischen Zeit.

Palast von Knossos: Monumentalbau der Antike

Der Palast von Knossos ist ein antikes Bauwerk mit gigantischen Ausmaßen. Erbaut wurde er zwischen 2100 und 1800 v. Chr. Die umbaute Fläche von 21.000 m² entspricht der Größe von drei Fußballfeldern. Die exakte Anzahl der Räume ist bis heute unbekannt. Archäologen gehen jedoch davon aus, dass es mindestens 800 separate Räume gegeben haben muss. Der Palast besteht aus einem Gebäudeensemble, das um einen 1.624 m² großen, rechteckigen Hof erbaut wurde. Von hier zweigen Gänge und Korridore in vier Richtungen ab. Sie münden in große Säle, führen in Treppenhäuser und enden teilweise in von Säulen gesäumten Galerien. Ein klares Muster ist in dem verschlungenen Labyrinth aus schmalen Gängen, Treppen, Durchlässen und Türen nicht erkennbar.

Bei den Grabungsarbeiten wurden auch Werkstätten und Lagerräume freigelegt. Zahlreiche kunstvoll verzierte Pithoi (Amphoren-ähnliche Vorratsgefäße) konnten als Aufbewahrungsort für Honig, Olivenöl, Getreide und Wein identifiziert werden. Zu den spektakulärsten Orten im Palast von Knossos gehört der sogenannte Thronsaal. Ob es sich bei dem mit Steinplatten ausgelegten Raum tatsächlich um einen Herrschersitz handelte, ist unklar. Den Namen verdankt der Thronsaal einem Alabasterthron, der hier gefunden wurde.

Video: 5 Fakten über die rätselhaften Minoer

Die antike Großstadt Knossos

Knossos war um das Jahr 1600 v. Chr. eine antike Großstadt. Die Einwohnerzahl lag für damalige Verhältnisse bei unglaublichen 10.000 bis 100.000. Genauere Angaben konnten Forscher bislang nicht machen. Überraschend ist der hohe Grad der Zivilisation vor knapp 4.000 Jahren. Bei Ausgrabungen wurden Wohnbereiche mit Warmwasserheizung, Latrinen mit Wasserspülung und Baderäume mit Sitzwannen freigelegt. Dass die Minoer Regenwasser sammelten und damit Zisternen füllten, belegt ein Geflecht aus Terrakotta-Röhren und steinernen Rinnen. Neben dem Regenwasser wurde vermutlich das Wasser eines nahe gelegenen Baches zur Trinkwasserversorgung der Bevölkerung genutzt. Da innerhalb des Stadtgebietes nur eine Handvoll Brunnen entdeckt wurde, gehen Archäologen davon aus, dass es zur Blütezeit von Knossos keinen Wassermangel auf Kreta gab. Der Hafen von Knossos lag vor 4.000 Jahren an der Mündung des Baches in das Ägäische Meer.

Jahrtausendealte Wandmalereien

Zu den aufregendsten Entdeckungen in Knossos gehören zweifelsfrei die zahlreichen Fresken im Inneren vieler Räume. Abgebildet sind junge Frauen und Männer, die sich im sportlichen Wettkampf messen. Besonders häufig wird der sogenannte Stiersprung dargestellt. Dabei handelt es sich um eine akrobatische Übung, bei der Personen in Längsrichtung über einen Stier springen. Ob die Übung in einem kultischen Zusammenhang mit dem Mythos um König Minos steht, ist bis heute ungeklärt. Die bildlichen Darstellungen in Knossos ließen auch Rückschlüsse auf die Kleidungsgewohnheiten vor 4.000 Jahren zu. Demnach trugen Frauen schmal geschnittene Röcke und Kleidungsstücke, die die Taille betonten. Ein auffälliges Merkmal sind Puffärmel, wie sie im Zeitalter des Biedermeiers zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder in Mode kamen.

Die wechselvolle Palastgeschichte

Mit der Bildung kleinerer Königreiche auf der Insel Kreta am Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. begann die Zivilisierung des europäischen Kontinents. Knossos war der prächtigste Stadtstaat, wie der 4.000 Jahre alte Palast belegt. Da die griechische Insel in einem stark erdbebengefährdeten Gebiet liegt, wurde der Palast nach mehrfachen Zerstörungen immer wieder neu aufgebaut. Beim schweren Erdbeben, das sich etwa um 1700 v. Chr. ereignete, blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Aus den Trümmern entstand ein noch prächtigerer Palast. 300 Jahre später, um das Jahr 1400 v. Chr., bebte die Erde erneut. Die Schäden hielten sich jedoch dank der in das Mauerwerk eingelassenen Zederhölzer in Grenzen.

Den Untergang der minoischen Hochkultur leitete eine Invasion der auf dem griechischen Festland lebenden Mykener zu Beginn des 14. Jahrhunderts v. Chr. ein. Geschwächt durch jahrelange Missernten hatten die Minoer den mykenischen Eroberern kaum noch etwas entgegenzusetzen. Die Invasoren machten Knossos dem Erdboden gleich und zerstörten sämtliche Wohngebäude inklusive des Palastes.

Das verhängnisvolle Wirken von Sir Arthur Evans

Unter der Leitung des britischen Ethnologen und Museumsdirektors Sir Arthur Evans begannen im Jahr 1900 die Ausgrabungen in Knossos. Zum Ärger zahlreicher Archäologen sah der Forscher seine Aufgabe nicht allein darin, die Fund- und Grabungsstätten genau zu dokumentieren. Der Brite machte es sich zum Ziel, die eingestürzten Mauern möglichst authentisch zu rekonstruieren und den Palast von Knossos teilweise neu aufzubauen. Zusätzlich versah er jahrtausendealte Säulen mit einem neuen Anstrich und schreckte selbst davor nicht zurück, uralte Fresken mit neuer Farbe auszumalen. Dieses Vorgehen, das in der Gegenwart den Archäologen die Zornesröte ins Gesicht treibt, entsprach zu Beginn des 20. Jahrhunderts dem aktuellen Zeitgeist. Damals gab es unter Archäologen einen breiten Konsens, dass antike Ruinen wiederhergestellt werden sollten. Die rot getünchten Säulen und farbenfrohen Wandmalereien in Knossos mögen für Touristen ein attraktives Fotomotiv sein, der archäologische Wert ist hingegen gleich Null.

Mythos um den legendären König Minos

Viel ist nicht bekannt aus der minoischen Epoche auf der Insel Kreta und dem griechischen Festland. Der griechische Geschichtsschreiber Homer beschrieb 700 Jahre nach der Zerstörung von Knossos den sagenumwobenen König Minos als den erstgeborenen Sohn von Göttervater Zeus und seiner Geliebten Europa. Der König hatte eine Gemahlin mit dem Namen Pasiphaë. Nach Homers Aufzeichnungen sollte Minos einen weißen Stier zu Ehren seines Vaters Zeus opfern. Er verweigerte das Opfer und ließ stattdessen einen anderen Stier töten. Zeus war entzürnt über seinen Sohn und entfachte in der Königsgattin eine Begierde nach dem weißen Stier. Wenig später gebar Pasiphaë den sagenumwobenen Minotaurus, ein menschenfressendes Mischwesen mit einem menschlichen Körper und einen Stierkopf.

Knossos zählt zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Griechenlands und ist dank der Beschilderung ab der kretischen Hauptstadt Iraklio gut zu finden. Parkplätze sind in der Umgebung des Grabungsgeländes in ausreichender Anzahl vorhanden. Zwischen dem Zentrum der Inselhauptstadt und Knossos pendeln darüber hinaus Busse.

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