Patras – Hafenmetropole an der Nordküste der Peloponnes
Im Norden der Halbinsel Peloponnes liegt an der Meerenge zwischen den Golf von Korinth und dem Golf von Patras die gleichnamige Hafenstadt. 213.000 Einwohner leben in Patras. Damit ist die Stadt die drittgrößte Gemeinde Griechenlands hinter Athen und Thessaloniki.
Patras – das „Tor zur Peloponnes“
Den Beinamen „Tor zur Peloponnes“ verdankt die Hafenstadt Patras der strategisch günstigen Lage an der Meerenge Rio-Andirrio. Die Schmalstelle markiert den Übergang vom Golf von Korinth im Osten zum Golf von Patras im Westen. Östlich der Stadt liegen die Ausläufer des Panachaiko-Gebirges, dessen höchste Gipfel bis auf eine Höhe von über 1.900 m ansteigen.
Der Hafen von Patras ist ein wichtiger Warenumschlagplatz. Hier entladen riesige Containerschiffe aus Italien, Afrika und von der Iberischen Halbinsel kommend ihre Fracht. Es existieren Fährverbindungen zu mehreren Mittelmeeranrainerstaaten. Wenn Sie nicht mit dem Flugzeug zu Ihrem Urlaub in einem Ferienhaus in Griechenland anreisen wollen, können Sie sich die mehr als 35-stündige Überfahrt von Venedig nach Patras gönnen. Der Urlaub beginnt in diesem Fall bereits mit dem Ablegen der Autofähre in der oberitalienischen Lagunenstadt.
Geschichtliche Bedeutung durch die geografische Lage
Patras hatte aufgrund der günstigen strategischen Lage zwischen dem Golf von Korinth und dem Golf von Patras bereits in der Antike eine große Bedeutung. Die Stadt gehörte im dritten vorchristlichen Jahrhundert dem Achaiischen Bund an. Dieser antike Städtebund bestand aus einem Netzwerk freier Städte, dem zeitweilig auch das antike Sparta angehörte.
Patras war ein Zentrum der Christianisierung auf der Halbinsel Peloponnes. Alten Überlieferungen zufolge soll der Apostel Andreas in der Stadt den Märtyrertod gefunden haben. Im Lauf der Jahrhunderte gehörte Patras verschiedenen Herrschaftsbereichen an. Kurzzeitig gaben im frühen 15. Jahrhundert die Venezianer den Ton an, doch im Jahr 1460 eroberten die Osmanen die Hafenstadt auf der Peloponnes.
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Schwere Zerstörungen im 19. Jahrhundert
Das Stadtbild von Patras will auf den ersten Blick so gar nicht zu der sonst liebevoll-chaotischen Anordnung von Straßen und Gebäuden in griechischen Städten passen. Wer nach Gründen dafür sucht, muss sich ein Stück in die Vergangenheit zurückbegeben, als Griechenland um seine Unabhängigkeit kämpfte. Patras stand aufgrund der strategisch günstigen Lage im Brennpunkt kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Osmanen. In der Hafenstadt begann die griechische Revolution und im Jahr 1822 wurde Patras zum Schauplatz gewaltiger Kämpfe. Die Türken machten die Hafenstadt im Frühjahr dieses Jahres praktisch dem Erdboden gleich, nachdem sie ein Jahr zuvor von den Revolutionstruppen aus der Zitadelle gejagt wurden.
Sehenswürdigkeiten in Patras
Trotz der verheerenden Zerstörungen im 19. Jahrhundert haben sich einige Baudenkmäler aus früheren Jahrhunderten in Patras erhalten. Aus der römischen Antike stammen das teilweise ausgegrabene Amphitheater und das Odeon. Letzteres war ein Gebäude mit Bühne, das für Theateraufführungen und Wettkämpfe genutzt wurde. Das Odeon in Patras wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. erbaut und in der Gegenwart teilweise rekonstruiert und instandgesetzt. Die Burg von Patras stammt aus der byzantinischen Epoche. Sie thront auf einem Berg im Stadtgebiet. Die letzten Umbauten nahmen die Venezianer vor. Als Vorlage für den Bau der Agios-Andreas-Kirche diente Baupläne für byzantinische Gotteshäuser. Das klassizistische Kirchengebäude wurde im Jahr 1843 fertiggestellt.
Das Wahrzeichen der Stadt ist der Leuchtturm am Hafen. Der steinerne Turm ist ein Neubau aus dem Jahr 1999, der einen Vorgängerbau ersetzte. Für die Errichtung wurden die Originalsteine des Leuchtturms aus dem Jahr 1878 verwendet, der im Jahr 1972 abgerissen wurde. Ein antikes Heiligtum im Stadtgebiet von Patras ist die Quelle der Demeter. Sie diente früher als Orakel bei Erkrankungen und die Aussagen galten in der Antike als unfehlbar. Das Demeterheiligtum befindet sich direkt neben der Agios-Andreas-Kirche. Die Treppe zur unterirdischen Quelle ist heute durch ein Gitter abgedeckt.
Rio-Andirrio-Brücke: Architektonisches Meisterwerk an der Meerenge
Seit 2004 überspannt die knapp drei Kilometer lange Rio-Andirrio-Brücke die gleichnamige Meerenge am Golf von Korinth. Die Straßenbrücke verbindet die Halbinsel Peloponnes im Norden mit dem griechischen Festland. In der Mitte bildet der schmale Landstreifen bei Korinth die einzige Verbindung zum Festland Griechenlands. Die Rio-Andirrio-Brücke ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, denn sie befindet sich in einem stark durch Erdbeben gefährdeten Gebiet. Bei dem Bauwerk handelt es sich um eine Schrägseilbrücke, die von vier Pylonen getragen wird. Wenn Sie mit einem Mietwagen oder dem privaten Pkw die Brücke überqueren wollen, müssen Sie eine Maut entrichten.
Kulinarische Spezialitäten aus Patras
Ein ideales Souvenir für die Daheimgebliebenen ist eine kulinarische Spezialität aus Patras. Die Hafenstadt war seit Jahrhunderten ein bedeutender Umschlagplatz für Wein und Rosinen. Im 19. Jahrhundert wurden überall im Stadtgebiet Destillerien gegründet, in denen Schnaps gebrannt und Likör hergestellt wurde. Eine regionale Spezialität ist der Likörwein „Mavrodaphne“. Der schwere Süßwein hat in der Regel einen Alkoholgehalt von 15 Vol.-% und besitzt eine leuchtend rote bis rotbräunliche Farbe. Bereits im 15. Jahrhundert wurde in Patras der Likör Tentoura hergestellt. Die hochprozentige Spezialität ist stolzer Träger einer geschützten Ursprungsbezeichnung und wird unter anderem aus den Extrakten von Zimt, Nelken, Zitrusfrüchten und Muskatnuss produziert.